Was sind Agenturausgaben? Wissenswertes rund um Agenturmünzen
Edelmetallmünzen werden überwiegend in ihrem Ausgabeland hergestellt. So prägt zum Beispiel die Münze Österreich ihre Anlage- und Sammlerprodukte für die Bundesrepublik Österreich oder die Perth Mint Prägestätte für den australischen Kontinent. Daher können sie in ihrem Land als offizielles Zahlungsmittel eingesetzt werden. Anders verhält es sich bei sogenannte Agenturausgaben, auch Agenturmünzen genannt. Hierbei handelt es sich zumeist um Bullionprodukte, die in Lizenz für ein anderes Land produziert werden. Häufig werden so Entwicklungsländer unterstützt. Unser Beitrag erklärt die Hintergründe und stellt die wichtigsten Lizenzmünzen vor.
Die Prägerechte werden oft von kleineren Staaten vergeben, für die eine eigene Münzproduktion zu aufwendig wäre. Das ermöglicht den Ländern zusätzliche Einnahmequellen, denn sie partizipieren durch die Lizenzvergabe sowie an den Umsätzen. Die Produktion der Münzen übernehmen etablierte Prägeanstalten oder größere Edelmetallhändler, die sich auch am anderen Ende der Welt befinden können, zum Beispiel in Deutschland, Amerika oder Neuseeland.
Die Nationalbank des Ausgabestaates oder eine andere berechtigte Institution tritt als Auftraggeber auf. Deshalb tragen die im Ausland hergestellten Münzen auch den Nennwert des Lizenzlandes. Genau wie andere Münzprodukte werden Agenturausgaben weltweit vertrieben und sind im stationären- oder Online-Edelmetallfachhandel erhältlich.
Die wichtigsten Agenturmünzen
Als eine der beliebtesten Lizenzmünzen gilt Arche Noah, die erstmals 2017 erschien. Sie ist als Goldmünze und Silbermünze erhältlich und wird von der Leipziger Edelmetall Verarbeitung in Kooperation mit Geiger Edelmetalle für die Republik Armenien geprägt. Ihr immer gleiches Rückseitenmotiv zeigt das namensgebende Schiff mit der Friedenstaube im Vordergrund. Ebenfalls in Deutschland entsteht die Agenturausgabe Cook Islands, die neben Gold und Silber auch in Platin und Palladium angeboten wird. Damit erscheint sie in allen vier Edelmetallen und wird seit 2008 von der B. H. Mayers Kunstprägeanstalt produziert. Die südpazifische Inselgruppe fungiert als Herausgeber. Ihr Motiv zeigt das berühmte Segelschiff Bounty.
Aus Anleger- und Sammlersicht interessant ist ebenfalls die Agenturmünze Somalia Elefant Gold und Somalia Elefant Silber. Seit 2010 wird sie von verschiedenen Prägestätten für die Republik Somalia geprägt. Wie die Schwestermünze Somalia Leopard Gold und Somalia Leopard Silber erscheinen sie mit wechselnden Motiven aus der Serie African Wildlife. Im Auftrag des Staats Ruanda entsteht zudem der Klassiker Nautical Ounce Gold und Nautical Ounce Silber, der verschiedene historische Schiffe abbildet. Die Serie startete 2017 und wird ebenfalls von unterschiedlichen Agenturen geprägt.
Ausschließlich in Silber wird die Agenturausgabe Eule von Athen ausgegeben. Sie zeigt eine Eule nach Vorbild der altgriechischen Tetradrachme. Geprägt wird die Münze seit 2017 von dem US-Unternehmen SilverTowne in Kooperation mit der ausgebenden New Zealand Mint für den Inselstaat Niue.
Vielfach auch als Agentur-Münzbarren erhältlich
Damit Silberbarren ähnlich wie Silbermünzen differenzbesteuert angeboten werden können, wurden ab 2007 sogenannte Silbermünzbarren ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um Barren mit aufgeprägtem Münzemblem. Sie sind mit einem Nennwert versehen, der sie ebenfalls als formal gültiges Zahlungsmittel ausweist. Ganz im Gegenteil zu klassischen Silberbarren, die kein Nominal aufweisen und beim Kauf mit der gesetzlichen Mehrwertsteuer (19 % in Deutschland) berechnet werden. Die meisten erhältlichen Münzbarren werden als Agenturausgaben hergestellt und übernehmen bereits bekannte Münzmotive. Hier einige Beispiele:
Für wen sind Agenturausgaben geeignet?
Aufgrund der hohen Feingehalte richten sich die überwiegend in Bullionqualität gehaltenen Agenturausgaben an Investoren. Dafür sprechen ebenfalls die teils sehr hohen Auflagen, in denen die Lizenzmünzen geprägt werden. Doch auch Sammler fühlen sich von den detailreichen Motiven angesprochen. Insbesondere Münzserien mit jährlich wechselnden Bildseiten sind gefragt. Darüber hinaus erfreuen sich aus Sammlersicht Münzen wachsender Beliebtheit, die Figuren aus der Film-, Fantasy- oder Comic-Welt aufgreifen, wie etwa die Star Wars-Reihe, Marvel-Serie, The Simpsons oder die Disney-Kollektion. In diesem Bereich sind New Zealand Mint und Perth Mint besonders aktiv, die im Auftrag der Republiken Niue und Tuvalu prägen.
Worauf sollten Sammler und Anleger beim Kauf von Lizenzausgaben achten?
Insbesondere bei den Fan-Editionen müssen Sammler teilweise mit höheren Aufpreisen rechnen als bei vergleichbaren Münzserien. Dem gegenüber stehen die in dieser Klasse meist streng limitierten Auflagen, die sich durchaus wertsteigernd auswirken können. Nicht zuletzt unterstützt der Kauf von Agenturmünzen ärmere Länder, was für viele Sammler ein zusätzlicher Anreiz darstellt.
Wer Lizenzausgaben hingegen zur Kapitalanlage erwerben möchte, sollte sich auf die klassischen Münzen oder Münzbarren wie Arche Noah, Cook Islands oder Eule von Athen in der Einheit zu einer Unze konzentrieren, da eine gute Handelbarkeit im Fokus steht. Zudem kann ein Vergleich der Aufschläge mit gängigen Bullionmünzen wie Krügerrand, Maple Leaf oder Australian Känguru bei der Bewertung unterstützen.
Fazit: Agenturausgaben sind längst keine Exoten mehr
Nachdem der Start eher schleppend verlief, haben sich Agenturmünzen und -münzbarren inzwischen auf dem breiten Markt der Anlage- und Sammlerprodukte etabliert. Sie stellen nicht nur eine Motivbereicherung dar, sondern erweitern durch ihre Serien die Angebotsvielfalt. Durch den Einsatz internationaler Prägeanstalten kommen auch kleinere Staaten in den Genuss eigener Edelmetallprodukte und können am kommerziellen Erfolg der Lizenzausgaben teilhaben.
