Wie werden Silbermünzen und Silberbarren geprägt?

Silbermünzen und geprägte Silberbarren sind in vielen verschiedenen Stückelungen erhältlich und bereichern den Anlagemarkt ebenso wie die Sammlerkollektion. In diesem Wissensbeitrag erklären wir, wie die hochwertigen Edelmetalle entstehen.
Wie werden Silbermünzen und Silberbarren geprägt?

Das Edelmetall Silber stellt ein attraktives Anlage- oder Sammlermedium dar, das sich seit vielen Jahren großer Popularität erfreut. Ganz gleich, ob es sich dabei um die edlen Silbermünzen oder die geprägten Silberbarren handelt, die Produkte bestechen durch Eleganz, Wertbeständigkeit und eine große Vielfalt, die jedem Budget gerecht werden kann. Doch wie entstehen die runden oder eckigen Edelmetalle, die uns mit ihren detailreichen Motiven und den hochwertigen Oberflächen begeistern? Wie werden Silbermünzen und Silberbarren hergestellt, die nicht im Gussverfahren gefertigt werden?

Silbermünzen und Silberbarren, die zu Anlagezwecken oder als Sammlerstücke produziert werden, bestehen heutzutage aus nahezu reinem Silber. Dabei liegt ein Feingehalt von maximal 999,99/1000 zugrunde. War bis vor rund einem Jahrzehnt noch ein Feinwert von 900 bis 950 Tausendstel üblich, liegt der Standard inzwischen bei 999/1000. Verwendet wird er überwiegend bei Anlagemünzen und -barren aus Silber. Man spricht hierbei auch von Bullion-Silber. Bei Produkten, die für den Sammlermarkt gefertigt werden, sind durchaus auch die höheren Feingehalte von 99,99 Prozent gebräuchlich.

Rohstoffe aus primären und sekundären Quellen

Um Silber von dieser hohen Reinheit zu erhalten, sind viele unterschiedliche Prozesse erforderlich. Basis hierfür ist grundsätzlich der Rohstoff Silber. Dieser kann entweder aus primären Quellen, wie der Minenproduktion kommen oder von Edelmetall-Scheideanstalten, die Silber aus sekundären Quellen recyceln. Zum Altsilber zählen zum Beispiel Silbermünzen, die nicht mehr gehandelt werden können. Aber auch alter Schmuck, Waren aus Sterlingsilber (925er-Silber) oder ausgediente Industrieprodukte wie Elektrogeräte, Katalysatoren oder Batterien.

Für die Herstellung hochwertiger Bullionmünzen und Barren spielt es keine Rolle, aus welchen Quellen das Silber stammt, denn nach dem sorgfältigen Recyclingvorgang handelt es sich um gleichwertiges Edelmetall von höchster Reinheit. Da neue Rohstoffe knapp sind, respektive der Abbau und die Verarbeitung der edelmetallhaltigen Erze aufwendig sind, fällt der Wiederaufbereitung des Altsilbers eine besondere Bedeutung zu. So gilt das Edelmetallrecycling als wesentlich umweltfreundlicher und nachhaltiger. Tatsächlich haben sich viele Scheideanstalten auf das Recycling spezialisiert und kaufen nur noch wenig oder gar kein Neusilber für ihre Produktionen hinzu. Dazu gehören die deutschen Unternehmen C. Hafner, Heimerle Meule oder die Leipziger Edelmetallverarbeitung (LEV).

Die Grundlage zur Barren- und Münzproduktion: Platten und Streifen aus Silber

Nach der Verarbeitung des Rohmaterials wird das heiße, flüssige Silber in große, flache Streifen und Platten gegossen. Daraus werden die Rohlinge gestanzt, auch Ronden genannt. Für Münzen werden runde Rohlinge mit unterschiedlichen Durchmessern und Stärken benötigt. Bei Prägebarren sind die Formen überwiegend rechteckig oder quadratisch gehalten mit elegant abgerundeten Ecken.

In einem nächsten Arbeitsschritt werden die Ränder der runden Münzrohlinge bearbeitet. Eine Walze sorgt für eine gleichmäßig runde Form und dient zur Stabilisierung der Münzenform. Soll die spätere Münze eine Riffelung am Rand erhalten, wird hierzu eine spezielle Walze eingesetzt. Die Ränder von Bullionmünzen für Anleger sind bis auf wenige Ausnahmen geriffelt. Die so vorbereiteten Ronden eignen sich besser für eine Massenproduktion. Ist ein glatter Rand vorgesehen oder gar eine edle Randprägung sind weitere gesonderte Produktionsschritte erforderlich. Dieser Prozess kommt jedoch fast ausschließlich bei Sammlermünzen zum Einsatz, die in limitierten Auflagen erscheinen.

Glühen und Polieren der Silberrohlinge

Um die Ronden für die Prägung vorzubereiten, werden sie in einem speziellen Glühofen auf eine genau definierte Temperatur erhitzt und in einem Tauchbad sehr schnell wieder abgekühlt. Dieser Vorgang sorgt dafür, dass sich die Silberlinge leichter formen und prägen lassen.

Doch vor dem eigentlichen Prägevorgang werden zunächst die Oberflächen der Münzronden und Barrenrohlinge bearbeitet. Bei diesem Poliervorgang werden Kratzer und Unebenheiten entfernt. Dies ermöglicht eine gleichmäßige und präzise Prägung. Je nach Intensität entstehen die unterschiedlichen Glanzqualitäten der Produkte. Bei Anlagemünzen und -barren ist ein feiner, eher matter “Stempelglanz” der Standard, während Sammlermünzen häufig auf eine hochglänzende “Polierten Platte” (Proof) geprägt werden. Wurden außerdem noch die Prägestempel poliert, entsteht der sogenannte “Spiegelglanz” (Proof Like), der überwiegend für kleinere Auflagen eingesetzt wird.

Die Motive: Vom Papier zum Münzdesign

Um die Rohlinge mit einem Motiv versehen zu können, wird zunächst eine Vorlage erstellt. Dies ist die Arbeit der Münzdesigner oder Graveure. Dazu fertigen die Künstler/innen eine Zeichnung des späteren Motivs der Silbermünze oder des Silberbarrens an. Entstand dies früher auf dem Papier, so zeichnen moderne Designer ihre Entwürfe heutzutage fast ausschließlich digital. Das hat den Vorteil, dass die Vorlagen direkt vom Computer weiterverarbeitet werden können.

Bei Silbermünzen ist es üblich, beide Seiten mit Motiven zu gestalten. Während die Rückseite (auch Bildseite oder Revers) das eigentliche Münzthema darstellt, repräsentiert die Vorderseite (auch Wertseite oder Avers) das jeweilige Ausgabeland. Hier findet sich häufig das Landeswappen oder eine Abbildung des Staatsoberhaupts. Die Platzierung der technischen Daten variiert je nach Design, wobei sich der Nennwert zumeist auf der Wertseite befindet.

Mit Ausnahme der motivreichen Silbermünzbarren verfügen Barren in aller Regel über keinen Nennwert. Auch sind ihre Gestaltungen meist schlicht ausgeführt und auf die technischen Daten begrenzt. Daher gelten klassische Silberbarren auch eher als Anlageprodukte. Rückseitig sind sie oft nur mit einer Logoprägung versehen.

Prägung, Kontrolle und Verpackung

Aus den Vorlagen entstehen schließlich die Prägestempel mit den gespiegelten Motiven. Ist eine beidseitige Prägung vorgesehen, geschieht dies meist in einem einzigen Arbeitsschritt. Das übernimmt eine Prägepresse, in der die beiden Stempel mit hohem Druck auf den Rohling geschlagen werden. Soll die Münze eine Vergoldung oder einen Farbauftrag erhalten, sind weitere Arbeitsschritte erforderlich.

Jedes einzelne Stück, ganz gleich, ob Münze oder Barren wird nach dem Prägevorgang einer eingehenden Sichtkontrolle unterzogen. Denn nur einwandfreie Stücke sind für den Handel bestimmt. Prägungen, die nicht den hohen Anforderungen entsprechen, werden aussortiert und wieder eingeschmolzen. Es wird kein Gramm Silber vergeudet.

Ist die Kontrolle abgeschlossen, muss das weiße Edelmetall sofort luftdicht versiegelt werden, damit es nicht anlaufen kann. Dazu dienen Acrylkapseln, Blister, verschweißte Folien oder Kunststofftuben. Limitierte Sammlerausgaben werden häufig auch in eleganten Etuis und Acryldisplays angeboten.

Fazit: Silbermünzen und Silberbarren sind effektvolle Sachwerte

Der Prägevorgang von Silbermünzen und Silberbarren ist ebenso faszinierend wie aufwendig. Es sind sehr viele Arbeitsschritte erforderlich, bis die schönen Motive auf den polierten Oberflächen erstrahlen. Doch der Aufwand lohnt sich, denn nicht selten erzählen die detaillierten Designs ganze Geschichten aus der vielfältigen Tierwelt oder wichtigen Symbolen der Historie und des Landes. Und ganz nebenbei erwirbt man mit dem Kauf des Edelmetalls auch noch einen vermögensbildenden Sachwert.