Warum sind Medaillen keine Münzen?
Links: Anlagemünze Wiener Philharmoniker in Gold. Rechts: Medaille in Silber zur Geburt des Kindes mit Rückseitengravur. Beide werden von der Münze Österreich ausgegeben.
Sie sind rund, bestehen aus Edelmetall und besitzen häufig eine Münzgröße. Gemeint sind Medaillen, die durch ihre schönen Motive und ihren nicht selten hohen Gold-, Silber oder Bronze-Gehalt bestechen. Zwar verfügen die Stücke auch über einen gewissen Wert, jedoch sind sie nicht mit klassischen Münzen vergleichbar. In unserem Beitrag erklären wir die Unterschiede, stellen einige Medaillen vor und begründen, warum sie nicht als Anlageprodukte geeignet sind.
Was sind Medaillen und wie werden sie eingesetzt?
Genau wie Münzen bestehen Medaillen aus Metall und der Prägevorgang, mit welchem die Motive auf die Ronden aufgebracht werden, ist nahezu identisch. Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen Wort metallum ab, für das Material, aus dem sie hergestellt sind. Daraus entwickelte sich die französische Bezeichnung »Médaille«, die hierzulande ohne Accent aigu verwendet wird – jedoch mit ähnlicher Aussprache.
Medaillen besitzen in der Regel eine geprägte Vorder- und Rückseite, die ebenso wie bei Anlagemünzen als Avers und Revers bezeichnet werden. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch von der aus dem Niederländischen entlehnten »Kehrseite« gesprochen. So kam die bekannte Redewendung »Die Kehrseite der Medaille« zustande. Durch diese zweiseitige Gestaltung unterscheiden sich Medaillen von Plaketten, die nur auf der Vorderseite geprägt sind.
Medaillen werden meist als Ehrenzeichen ausgegeben, wie etwa bei den Olympischen Spielen oder anderen Wettkampfereignissen. Ebenso können es Erinnerungsstücke sein, die an eine besondere Begebenheit hinweisen sollen. Das können sowohl offizielle wie private Anlässe wie Jubiläen, Geburtstage oder die Geburt eines Kindes sein. Wissenschaftliche Auszeichnungen wie zum Beispiel der Nobelpreis werden neben der Urkunde auch mit einer entsprechenden Medaille verliehen. Ebenso sind sie als Werbeträger sehr beliebt. Somit können Medaillen von nahezu jeder Metallverarbeitung und in beliebigen Stückzahlen hergestellt werden.
Worin unterscheiden sich Medaillen von Münzen?
Anders als bei Münzen. Denn wenn es sich um offizielle Ausgaben handelt, dürfen diese ausschließlich von den staatlichen Münzprägestätten produziert und von der jeweiligen Landesregierung respektive der Zentralbank ausgegeben werden. Hauptunterscheidungsmerkmal von Medaillen und Münzen ist jedoch der aufgeprägte Nennwert, den jede Edelmetallmünze als formal gültiges Zahlungsmittel im entsprechenden Ausgabeland ausweist. Zu bedenken ist allerdings, dass der Metallwert das Nominal in den allermeisten Fällen weit überschreitet. Im Umkehrschluss werden Medaillen ohne Nennwert geprägt und lassen sich daher auch nicht als Barmittel einsetzen.
Welchen Wert haben Medaillen?
Medaillen bestechen in erster Linie durch ihren hohen ideellen Wert. Es sind Gedenkstücke, die an wichtige historische Begebenheiten, herausragende Sportereignisse, gesellschaftliche Höchstleistungen oder persönliche Lebenssituationen erinnern sollen. Deshalb stellen sie für ihre Besitzer eine individuelle Besonderheit dar, die sich nur selten auf andere übertragen lässt. Daher ist der Verkaufsmarkt für Medaillen eher gering und eine Wertsteigerung so gut wie ausgeschlossen. Als Geldanlage sind sie aus diesem Grund nicht geeignet.
Bis auf wenige Ausnahmen besitzen Medaillen einen deutlich geringeren Edelmetallanteil als Anlage- oder Sammlermünzen. Oft sind sie lediglich versilbert oder vergoldet mit einer allenfalls dünnen Auflage. Bei einem Verkauf lassen sich keine nennenswerten Erlöse erzielen. Besteht eine Medaille aus echtem Gold oder Silber, bekommt der Besitzer beim Goldankauf zwar der Materialwert ersetzt, die Ehrenzeichen werden später jedoch zumeist eingeschmolzen, um an das Edelmetall zu kommen.
Auch hierin besteht ein Unterschied zu echten Münzen. Denn für die meisten Bullionausgaben gibt es eine große Nachfrage, sie verlieren selten ihren Wert und können auch nach Jahren noch gute Preise und sogar Gewinne erzielen.
Konkurrenz zur Krügerrand Goldmünze?
Auf dem Markt der Anlagenklassiker gibt es Ausnahmen. So wird zum Beispiel die Goldmünze Krügerrand alljährlich ohne Nennwert geprägt. Dennoch gilt sie weltweit als Zahlungsmittel mit dem Unterschied, dass sich ihr Wert grundsätzlich nach dem aktuellen Goldpreis richtet. Was das Ausgabeland Südafrika seit 1967 erfolgreich praktiziert, wollten die USA mit der Goldausgabe »American Arts Commemorative« in den Jahren 1980 bis 1984 ebenfalls erreichen.
Noch vor Erscheinen des beliebten American Eagle-Programms ehrte die US-Mint herausragende Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte. Die Goldserie war den Künstlern Grant Wood (1980), Mark Twain (1981), Louis Armstrong (1982), Robert Frost (1983) und Helen Hayes (1984) gewidmet. Die Goldstücke bestehen aus 900/1000 Gold zu je einer Unze. Wie beim Krügerrand sind weder Nennwert noch Feingehalt aufgeprägt. Dennoch zählt er zu den Anlagemünzen, die US-Version dagegen zu den Medaillen.
Fazit: Sammlerstücke mit ideellem Wert
Wie Münzen sind Medaillen heutzutage aufwendig geprägt und nicht selten mit einer persönlichen Gravur versehen. Das macht sie einzigartig und für den Besitzer zu einem besonderen Sammlerstück. Doch als Anlageprodukt zur Kapitalsicherung sind sie bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht zu empfehlen. Dazu eignen sich eher Gold- oder Silbermünzen wie diese: