Silber auf dem Höhenflug mit 30-prozentiger Wertsteigerung
Für Analysten war es nur eine Frage der Zeit, bis Silber der Gold-Rally folgt. Die Rekordjagd des weißen Edelmetalls startete Anfang März 2024, als der Spotkurs für eine Feinunze Silber (rund 31,103 Gramm) noch bei etwas mehr als 21 Euro lag. Seither kennt der Silberpreis nur noch die Aufwärtsrichtung – abgesehen von einem kurzzeitigen Einbruch Anfang Mai. Inzwischen knabbert Silber bereits an der 30-Euro-Marke und kommt seinem Allzeithoch aus April 2011 mit 32,69 Euro immer näher. Experten trauen dem Weißmetall sogar zu, nach dem bisherigen 10-Jahres-Hoch von 29,89 Euro (vom 20. Mai 2024) im Verlauf der nächsten Monate einen neuen absoluten Höchstwert zu erreichen. Für den Höhenflug von Silber gibt es gleich mehrere Gründe.
Allein im aktuellen Jahr 2024 konnte der Silberpreis um mehr als 30 Prozent zulegen und übertrumpfte damit sogar den “großen Bruder” Gold, der im gleichen Zeitraum lediglich ein Plus von 13 Zählern erreichte. Zurückzuführen ist das große Silberinteresse auf eine erhöhten Nachfrage des Anlagemarktes und der Zentralbanken. Begünstigt wird das Interesse durch den im Vergleich zu Gold günstigeren Preis für eine Silberunze. Zwar liegt der prozentuale Anstieg von Silber mehr als doppelt so hoch als bei Gold, doch kostet die Feinunze immer noch deutlich weniger als im Rekordjahr 2011. Das nahmen aktuell viele Anleger zum Anlass, ihr Silberportfolio zu erweitern.
Gründe für den Silberanstieg
Wir bewegen uns in unruhigen Zeiten, eine Krise löst die nächste ab. Die Corona-Pandemie war noch nicht ganz ausgestanden, da hielt uns der russische Angriffskrieg auf die Ukraine in Atem. Im Oktober 2023 eskalierten die Auseinandersetzungen im Nahen Osten und die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit zu spüren. Die geopolitischen Spannungen, ein teilweise hohes Inflationsgeschehen in Europa und den USA sowie steigende Leitzinsen sind Gründe, die für eine Vermögenssicherung durch solide Sachwerte sprechen. Das rückte Goldanlageprodukte in den Fokus des Interesses, wovon letztendlich auch der Silberpreis profitieren konnte.
Zudem haben die Zentralbanken Silber als Währungssicherung entdeckt. Insbesondere China kaufte große Mengen an Silber, um seine Metallreserven aufzustocken. Nach dem ersten Run auf Gold und den dadurch begünstigten Preisanstieg des wertdichten Edelmetalls konzentriert sich die Börse von Shanghai laut Medienberichten nunmehr auch auf andere Metalle. Kupfer wird insbesondere von der chinesischen Baubranche in großen Mengen nachgefragt. Der aktuelle Run auf Silber löste einen wahren Preissprung aus. So kostete eine Feinunze Shanghai-Silber zuletzt 36,21 US-Dollar, während das Silber am London Bullion Market (LBMA) bei 31,50 USD notierte. Ob die Nachfrage in China Auswirkungen auf den Silberpreis am europäischen Markt hat, lässt sich laut Analysten derzeit noch nicht absehen.
Im Gegensatz zu Gold bietet Silber jedoch noch einen weiteren Aspekt als Industriemetall. Es wird weltweit in zahlreichen Zukunftstechnologien eingesetzt, wie zum Beispiel dem 5G-Netzausbau oder in der Produktion von Solarelementen. Infolge der großen Nachfrage wurde erneut eine Verknappung des Silberangebots festgestellt. Die Silbernachfrage überstieg 2023 das Angebot bereits zum dritten Mal nach 2022 und 2021.
Silberpreis Chart - Silber-Spotkurs
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Die Gold-Silber-Ratio entwickelt sich positiv in Richtung Silber
Der jüngste Anstieg des Silberpreises hat ebenfalls Auswirkungen auf die Gold-Silber-Ratio. Dieser Wert gibt an, wie viele Silberunzen benötigt werden, um einer Goldunze zu entsprechen. Investoren können das Preisverhältnis als Anhaltspunkt nutzen, um die ideale Gewichtung von Gold- und Silberprodukten für ihr Anlageportfolio zu ermitteln. Die Gold-Silber-Ratio wird durch Dividieren des Goldpreises durch den Silberpreis errechnet. Dabei können die beiden Edelmetallpreise einheitlich entweder in Euro, US-Dollar oder Schweizer Franken zugrunde gelegt werden. Je niedriger die Ratio, desto höher ist der Wert von Silber im Vergleich zu Gold.
In den ersten Monaten des Jahres 2024 wies die Gold-Silber-Ratio noch einen Wert von 88 bis 90 Silberunzen für eine Goldunze auf, was einer starken Unterbewertung von Silber zu Gold entsprach. Inzwischen bewegt sich das Verhältnis bei rund 73 Unzen und ist damit wesentlich ausgewogener. Dennoch liegt der Wert immer noch deutlich höher als im Durchschnitt der letzten 50 Jahre (1973 bis 2023) mit 61,6. Somit hat Silber noch weiteres Entwicklungspotenzial.
Welchen Einfluss hat der US-Dollar auf den Silberpreis?
Der Silberpreis wird täglich an den internationalen Handelsplätzen für eine Feinunze ausgehandelt und orientiert sich im Wesentlichen an Angebot und Nachfrage. Für Europa ist insbesondere der außerbörsliche Handelsplatz London Bullion Market relevant. Jedoch wird der Spotpreis auch dort zunächst in US-Dollar ausgegeben und anschließend zu aktuellen Währungskursen in die jeweilige Landeswährung umgerechnet – also in Euro, Britische Pfund oder Schweizer Franken.
Tatsächlich bedeutet ein starker US-Dollar vergleichsweise hohe Silberpreise und im Umkehrschluss günstige Preise bei einer schwachen US-Währung. Jedoch beschreibt dies eher die Theorie, denn wer in Deutschland Silbermünzen oder Silberbarren kauft, zahlt die Produkte in Euro. Und die Angebotspreise orientieren sich im gesamten Euro-Raum am Silberpreis in Euro.
Fazit: Silber ist mehr als der kleine Bruder von Gold!
Wieder einmal beweist Silber, dass es weit mehr Potenzial hat, als nur eine günstige Alternative zu Goldanlagen darzustellen. Mit einer Wertsteigerung von 30 Prozent innerhalb der zurückliegenden fünf Monate meldet sich das weiße Edelmetall eindrucksvoll als gleichwertiges Investmentprodukt an den internationalen Märkten zurück. Ebenso wie Gold wird es zur Währungssicherung von Großbanken geschätzt. Überdies besitzt Silber durch seine Nutzung in industriellen Anwendungen einen unschätzbaren Wert im Kampf gegen den Klimawandel. Ob Silber seinen Höhenflug fortsetzt, werden die nächsten spannenden Wochen zeigen.