Schwacher Silberpreis trotz hoher Silbernachfrage
Im Frühjahr 2022 mit dem Beginn des Ukraine-Krieges stiegen die Edelmetallpreise kräftig an. Anleger investierten vermehrt in Münzen und Barren, insbesondere das Krisenmetall Gold war stark nachgefragt. Doch auch die Kurse der Weißmetalle Silber, Platin und Palladium verzeichneten deutliche Anstiege. Während sich der Goldpreis seither kontinuierlich auf hohem Niveau bewegt, rutschte Silber bis August noch unter Vorkriegslevel ab. Viele Experten suchen derzeit eine Erklärung für den Einbruch, denn andererseits vermelden Produzenten wie die australische Prägestätte Perth Mint eine verstärkte Silbernachfrage. Wie passt das zusammen?
Silbermünzen unterliegen einer Zuteilung
Die Nachfrage geht so weit, dass einige Hersteller ihre Ware bereits limitiert abgeben. So berichtet der Edelmetallhändler Pro Aurum in seiner Goldreport-Ausgabe vom Juli 2022 von Zuteilungen bei Silbermünzen. Dazu Mitbegründer Robert Hartmann: “Wenn man zum aktuellen Weltmarktpreis für Silber nicht annähernd so viel Ware bekommt, wie man ordern möchte, dann stimmt meines Erachtens am Preis etwas nicht.”
Tatsächlich hat die Perth Mint im Juli 2022 insgesamt 2.465.513 Unzen Silber in Form von geprägten Produkten verkauft. Das ist eine Steigerung von 62 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dabei handelt es sich um den höchsten Silberabsatz seit 2015. Dazu Neil Vance, General Manager Minted Products: “Wir verzeichneten weiterhin eine extrem starke Nachfrage nach physischem Silber. Trotz eines starken Produktionsmonats unterliegen Silbermünzen weiterhin der Zuteilung.”
Beliebte Silbermünzen der Perth Mint für Anleger und Sammler:
Wird der Silberpreis manipuliert?
Immer wieder ist in den Medien zu lesen, dass der Silberpreis durch einen hohen Anteil von Silber-Terminkontrakten nach unten manipuliert wird. Tatsächlich macht Papiersilber ein Vielfaches des physischen Marktes aus und verwässert dadurch das Angebot. Andererseits halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach der Silberpreis unter der Kontrolle von Großbanken steht. Auch der Einsatz von Derivaten und der Hochfrequenzhandel durch Global Player werden vielfach für den Rückgang des Silberpreises verantwortlich gemacht.
Indien hat Silber für sich entdeckt
Ein Blick nach Indien zeigt ein anderes Bild. Das Land gilt als der größte Silbermarkt der Welt mit einem zu erwartenden Importvolumen, das in diesem Jahr dreimal höher ausfallen könnte als im Vorjahr. In den ersten sieben Monaten 2022 kaufte Indien nach Angaben des Ministeriums für Industrialisierung und Handel (MIT, Namibia) bereits mehr als 5.000 Tonnen des weißen Edelmetalls.
Laut Recherchen von NTG24 beruht die Silbernachfrage Indiens jedoch nicht etwa auf einem schwachen Silberpreis. Zwar wird der Spotkurs für Silber an den internationalen Börsen ermittelt und für eine Feinunze (31,103 Gramm) in US-Dollar ausgegeben, aber anschließend auf die jeweilige Landeswährung umgerechnet. Dadurch verzeichnete Silber in indischen Rupien im Verlauf des Jahres 2021 eine deutlich stärkere Entwicklung als Gold. Jedoch relativierte sich die positive Preisentwicklung in Indien ebenfalls durch den Ukraine-Krieg.
Silberpreis pro Unze | +/- | |||
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Silberpreis CHF | CHF 27.34 | +0.26% | ||
Silberpreis USD | 30.85 USD | +/-0.00% | ||
Silberpreis CHF | 27.34 CHF | +0.26% | ||
Letztes Update: 21.11.2024 - 19:21 Uhr |
Doch genau diese geopolitischen Ereignisse und die allgemeine Energieknappheit lässt Silber derzeit so interessant für Indien erscheinen. Hintergrund ist neben einer moderaten Investitionsnachfrage insbesondere der Anstieg in der industriellen Nutzung. So würden staatliche Anreize die Produktion von elektronischen Bauteilen und Solarpanels im eigenen Land befeuern. Ebenso stiege der Bedarf an Silber für die indischen Automobilherstellung.
Diese Problematik gilt allerdings auch für die meisten anderen Industriestaaten der Welt. Wie das Silver Institute in seinem World Silver Survey 2022 veröffentlichte, wurde allein 2021 weltweit eine Rekordmenge von 508 Millionen Silberunzen für industrielle Zwecke abgerufen. Dies alles sind Indizien dafür, dass der Silberpreis eigentlich kräftig anziehen müsste. Doch derzeit ist eher das Gegenteil der Fall, wie das folgende Chart zeigt:
Silberpreis Chart - Silber-Spotkurs
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Anleger können Vorteile aus dem niedrigen Kurs ziehen
Für Silberinvestoren bedeutet der niedrige Kurs, dass sie derzeit günstig Silber kaufen können. Von kurzzeitigen Höhen abgesehen liegt der Silberpreis seit Ende Juni 2022 konstant unter 20 Euro für eine Unze. Berücksichtigen sollten Anleger jedoch, dass es sich bei der Investition in Edelmetalle grundsätzlich um einen langfristigen Vermögensaufbau handelt und sich ein Verkauf nur bei steigenden Kursen lohnt. Silber wird in Deutschland mit 19 Prozent Mehrwertsteuer gehandelt. Viele Edelmetallhändler bieten Silbermünzen und Silbermünzbarren ebenfalls mit der günstigeren Differenzbesteuerung an, wodurch sich viel Geld sparen lässt.
Mehr als 160 verschiedene Designs stehen bei Silbermünzen in Deutschland zur Auswahl. Die meisten von ihnen sind in der klassischen Stückelung zu einer Unze verfügbar. Durch weitere attraktive Gewichtseinheiten und Gebinde kann je nach Budget groß- oder kleinteilig investiert werden. Das gilt ebenfalls für Silberbarren, die von 1 Gramm bis 15 Kilogramm angeboten werden. Da klassische Barren keinen Nennwert besitzen, fällt hier jedoch immer der volle Umsatzsteuersatz an.
Fazit: Das Ergebnis mehrerer Faktoren
Warum der Silberpreis derzeit hinter den Erwartungen von Investoren und Analysten zurückbleibt, bleibt zum größten Teil Spekulation. Hier dürften verschiedene Faktoren Einfluss nehmen. Dazu gehören sicher auch die hohen Inflationsraten. So bewegten sich die Verbraucherpreise im August 2022 in den USA auf 8,5 Prozent, ein leichter Rückgang. Für die Eurozone liegt der aktuelle Wert bei 9,1 Punkte und in Deutschland klettert er auf 7,9 Prozent. Experten gehen davon aus, dass die Teuerung hierzulande im Herbst wieder deutlich anziehen und länger anhalten wird als in den USA. Um der hohen Inflation entgegenzuwirken, ist die durchdachte Investition in Silber gut geeignet. Und solange der Börsen-Bär seinen Kopf gesenkt hält, ist die Gelegenheit dazu günstig.