Polizei klärt Diebstahl der 100 Kilo Goldmünze aus 2017 auf

In der aktuellen Ausgabe der TV-Serie ARD Crime Time erklären die LKA-Ermittler, wie sie die Diebe der Big Maple Leaf-Goldmünze überführen konnten, die aus dem Berliner Bode-Museum auf dreiste Weise gestohlen wurde. Mit Hinweisen auf ihren Verbleib.
Polizei klärt Diebstahl der 100 Kilo Goldmünze aus 2017 auf

Es war einer der spektakulärsten Raubüberfälle Deutschlands: Am 27. März 2017 stahlen drei junge Männer die 100 Kilogramm schwere Goldmünze »Big Maple Leaf« aus dem Berliner Bode Museum – Wert: rund vier Millionen Euro. Dabei handelte es sich um eine der größten Münzen der Welt, die 2007 von der Royal Canadian Mint als eine von nur sechs Exemplaren verausgabt wurde. Das schwergewichtige Ausstellungsstück war die Leihgabe eines privaten Kunstsammlers aus Düsseldorf und sollte am nächsten Tag zu seinem Eigentümer zurückkehren. Die Betreiber des Berliner Museums dachten zunächst an einen vorgezogenen Aprilscherz. Anhand von DNA-Beweisen und neuartigen Gutachten konnten die Täter gefasst werden. Die Goldmünze blieb verschwunden.

In der TV-Reportage »Dreister Beutezug – Wo ist die Goldmünze?« aus der Serie ARD Crime Time erzählen die Ermittler nun erstmals, wie sie die Diebe des Gold-Giganten überführen konnten. Darüber hinaus fanden hinzugezogene Experten Beweise dafür, was mit der Goldmünze passiert ist. Die spannende 30-minütige Hintergrund-Reportage ist noch bis zum 28. Dezember 2023 in der ARD-Mediathek verfügbar.

Ausgestellt im Münzkabinett des Bode-Museums in Berlin

Seit Dezember 2010 konnten die Besucher des Berliner Bode-Museums die große Goldmünze Big Maple Leaf bestaunen. Sie war Teil des Münzkabinetts mit rund 3.400 numismatischen Highlights und Star der Museumsinsel Berlin. Insgesamt umfasste das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin mehr als 540.000 Objekte rund um die Themen Münzprägung und Historie des Geldes.

Das Münzkabinett befand sich in der zweiten Etage des Museums und die Goldmünze war in einer eigens konzipierten, frei stehenden Vitrine aus Sicherheitsglas ausgestellt. Das Museum und die Münzausstellung sollen laut Direktion über ein dreistufiges Sicherheitssystem geschützt gewesen sein. Im Rahmen der Ausstellung »Goldgiganten« zeigte das Museum zwischen Dezember 2010 und März 2011 ebenfalls die damals zweitgrößte Goldmünze der Welt, den »Big Phil« der Münze Österreich von 2004 aus der Serie Wiener Philharmoniker zu 31 Kilogramm und einem Wert von 1,3 Millionen Euro.

So wurde die Goldmünze gestohlen

Die drei Einbrecher kamen in den frühen Morgenstunden während einer Betriebspause der angrenzenden S-Bahn. Mitgeführt hatten sie verschiedene Artikel aus dem Baumarkt: Aluminiumleiter, Schubkarre, Rollbrett, Axt, Seile und Türkeile. Von den Gleisen aus brachen sie über ein Vordach durch ein Fenster in den zweiten Stock des Museums ein. Wegen eines Schließdefekts war der betreffende Fensterflügel aus der elektronischen Sicherungsüberwachung genommen worden – Insiderwissen. Mit der Axt zerschlugen die Täter das Glas der Vitrine und brachten die Goldmüze auf dem Rollbrett zurück zum Fenster. Beim Herunterlassen fiel die Münze jedoch auf die Gleise und hinterließ dort entsprechende Spuren. Vom Bahndamm aus wurde die Münze dann abgeseilt zu einem wartenden Pkw.

Das Kommissariat für Kunstdelikte im Landeskriminalamt (LKA) Berlin führte die Ermittlungen. Es wurden DNA-Spuren auf zurückgelassenen Gegenständen gesichert, die bereits polizeilich registriert waren. Zudem werteten die Beamten Überwachungsvideos vom S-Bahnhof Hackescher Markt aus, auf denen drei verdächtige junge Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren zu sehen waren. Andere Hinweise führen die Experten ins Berliner Clan-Milieu. Nach einer Großrazzia in Berlin Mitte konnten schließlich vier Tatverdächtige verhaftet werden. Ihnen wurde “gemeinschaftlicher Diebstahl in besonders schwerem Fall” vorgeworfen. Bei der Spurensicherung wurden Goldpartikel und Goldanhaftungen an Kleidungsstücken gefunden – für das LKA eine eindeutige Beweislage. Fest stand auch, dass die Täter interne Unterstützung von einem kurz zuvor neu eingestellten Museumswärter erhalten hatten. Eine Personenüberprüfung der LKA-Kommissare ergab, dass der Mitarbeiter plötzlich über erhebliche Geldmittel verfügte.

Kriminaltechnik überführt die Täter, Goldmünze wohl zerteilt

Zum Abgleich der Goldspuren zog das LKA das Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim hinzu. Dort war man in der Lage, die sicher gestellten Goldspäne und den Goldabrieb eindeutig der Münze zuzuordnen. Denn als Besonderheit wies die Big Maple Leaf Münze einen ungewöhnlich hohen Goldfeingehalt von 999,99/1000 auf, welcher in den Analysen des Instituts nachgewiesen werden konnte. Außerdem konnten die Techniker anhand der vorliegenden Späne belegen, dass die Münze nach dem Diebstahl mit einer Säge oder einem Trennschleifer zerteilt wurde. Vermutlich wurden die Goldteile anschließend eingeschmolzen und mit anderem Gold vermengt.

Im Januar 2019 begann im Berliner Landgericht der Prozess gegen die vier Männer. Mehrere Monate lang wurden die Aussagen von Zeugen, Ermittlern und Gutachtern gehört. Schließlich wurden drei der vier Angeklagten 2020 zu Gefängnisstrafen von vier und fünf Jahren verurteilt. Den vierten Mann sprach das Gericht aus Mangel an Beweisen frei. Und der Geschädigte? Da die Versicherung den Schaden nicht ersetzen wollte, sprach das Kammergericht Berlin 2021 in zweiter Instanz dem Eigentümer der Goldmünze eine Entschädigung in Höhe von 2,1 Millionen Euro zu. Dabei handelte es sich jedoch nur um die Hälfte des eigentlichen Versicherungswertes. Als Begründung führte das Gericht erhebliche Sicherheitsmängel im Bode-Museum an.

Über die Goldmünze Big Maple Leaf

Die Sonderprägung Big Maple Leaf wurde 2007 von der Royal Canadian Mint als Werbeträger für den großen Erfolg der Goldmünze Maple Leaf produziert. Insgesamt wurden sechs XXL-Münzen hergestellt. Jede von ihnen besaß einen Durchmesser von 53 Zentimeter und eine Randstärke von 3 Zentimeter. Das Gewicht belief sich auf 100 Kilogramm, was umgerechnet 3.215 Goldunzen ergibt. Gefertigt wurden die Großmünzen mit einem erhöhten Feingehalt von 999,99 Hundertstel. Ein Nennwert von einer Million Kanadische Dollar ist aufgeprägt. Zum Zeitpunkt des Diebstahls besaß die Münze einen Goldwert von rund vier Millionen Euro. Bis 2011 galt Big Maple Leaf als größte Goldmünze der Welt. Diesen Titel trägt heute die 1.000 Kilogramm schwere und 80 Zentimeter große Red Kangaroo Goldmünze im Wert von 40 Millionen Euro.

© Staatliche Museen zu Berlin Foto: Reinhard Saczewski
© Staatliche Museen zu Berlin Foto: Reinhard Saczewski

Big Maple Leaf zeigt auf seiner Rückseite abweichend von den Bullionausgaben ein Motiv mit drei Ahornblättern, das von dem Künstler Stan Witten entworfen wurde. Eingefasst ist es durch die Umschrift mit dem fünfstelligen Feingehalt und dem Gewicht der Münze sowie dem Ausgabeland Kanada. Die Wertseite stellt das Portrait der damaligen Commonwealth-Königin Elizabeth II. von Susanna Blunt dar. Ergänzt wird es durch ihren Titel, den Nennwert und das Erscheinungsjahr. Ebenfalls abweichend von der Anlagenmünze besitzt der Goldgigant auf beiden Seiten einen gezackten Außenring, welcher ihm eine zwölfeckige Optik verleiht.

Fazit: Da waren es nur noch fünf

Die ursprünglich sechs Exemplare des Big Maple Leaf wurden 2007 als besondere Sammlermünzen zum Kauf angeboten. Wobei sich eine Ausfertigung tatsächlich noch im Besitz der Royal Canadian Mint befinden soll. Die Eigentümer der übrigen noch existierenden Stücke sind nicht bekannt. Gerüchten zufolge soll sich eine Münze im britischen Königshaus befinden und zwei weitere bei privaten Sammlern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Beim aktuellen Goldpreis ist jede XXL-Münze heute rund 5,6 Millionen Euro wert.

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