Minenausfälle lassen Palladiumpreis steigen

Neben Anlageprodukten ist Palladium insbesondere für industrielle Zwecke gefragt. Aktuell wird das ohnehin bestehende Marktdefizit noch durch Unfälle in Produktionsstätten von Nornickel angefacht, was den Palladiumpreis in die Höhe schnellen lässt.
Minenausfälle lassen Palladiumpreis steigen

Während Gold weiterhin verliert und nur minimale Hochs verzeichnet, schneiden weiße Edelmetalle derzeit deutlich besser ab. Allen voran ist der Palladiumpreis innerhalb der letzten Wochen rasant angestiegen. Grund dafür ist neben einer verstärkten Nachfrage aus der Industrie die vorübergehende Schließung zweier Minen in der sibirischen Arktis, was zu einem Defizit in der Jahresproduktion führen wird. Laut Experten des Technologiekonzerns Heraeus ist 2021 mit einem Produktionsrückgang von 17,9 Tonnen oder 575.000 Unzen Palladium zu rechnen. Kompensiert werden soll der Verlust durch Verkäufe aus Lagerbeständen und dem verstärkten Recycling des silbergrauen Edelmetalls. Dennoch wird sich ein Anstieg des allgemeinen Palladium-Defizits nicht vermeiden lassen – wodurch sich der Kurs weiter auf einem hohen Niveau halten dürfte.

Nornickel schließt zwei Minen – die Palladiumproduktion ist rückläufig

Das weltweit führende Bergbauunternehmen Nornickel aus Russland musste Ende Februar temporär zwei seiner ertragreichsten Minen an den Standorten Oktyabrsky und Taimyrsky aufgrund eines massiven Grundwasseranstiegs schließen. Beide Minen fördern jährlich zusammen ca. 1,76 Millionen Unzen oder 54,7 Tonnen Palladium. Das entspricht etwa 62 Prozent der Gesamtproduktion von Nornickel. Zusammen mit weiteren Standorten raffiniert das Unternehmen rund 88 Tonnen oder 2,83 Millionen Unzen Palladium pro Jahr.

Mit 44 Prozent ist Nordnickel der größte Produzent des weltweiten Palladiumangebots. Größere Vorkommen werden überdies nur noch in Südafrika (29 %) gefördert. Laut Nornickel sollen die beiden sibirischen Minen innerhalb von drei bis vier Monaten wieder die volle Produktion aufnehmen können.

Zusammenbruch der Förderanlage Norlisk Concentrator

Zuvor verzeichnete das Unternehmen bereits den Einsturz eines Gebäudes in Norlisk, in welchem die Erzumschlaganlage untergebracht ist. Das sanierungsbedürftige Gebäude stürzte während laufender Reparaturarbeiten ein. Dabei kamen drei Bauarbeiter ums Leben, fünf weitere wurden verletzt. Durch andauernde Untersuchungen und Reparaturen arbeitet die Förder- und Beladeanlage des Norlisk Concentrator weiterhin nur mit reduzierter Kapazität.

Beide Unfälle haben zur Folge, dass Nornickel im Jahr 2021 knapp 18 Tonnen Palladium weniger produzieren wird. Doch die derzeitigen Störungen bei Förderung und Verarbeitung werden sich aufgrund der charakteristisch langen Verarbeitungsdauer erst später im Jahr bemerkbar machen. Derzeit kann der Produktionsausfall noch durch Verkäufe aus den Beständen aufgefangen werden, die Nornickel strategisch hält. Zudem soll das Recycling von Altpalladium in diesem Jahr um etwa 15 Prozent auf 84 Tonnen oder 2,7 Millionen Unzen gesteigert werden. Überdies rechnen Experten damit, dass in Südafrika die 2020 abgebauten Erzbestände von über 12 Tonnen kurzfristig verarbeitet werden können.

Nachfrage von Palladium aus der Industrie

Rund zwei Drittel der jährlichen Palladiumnachfrage entfallen auf die Automobilindustrie. Neben Platin eignet sich das Edelmetall hervorragend für den Bau von Abgaskatalysatoren bei klassischen Benzinmotoren. Darüber hinaus wird Palladium in der Elektrobranche für Silber- und Kupferlegierungen bei elektrischen Kontakten verwendet. Weitere industrielle Anwendungsgebiete sind Luftfahrt und Chemie. Auch innerhalb der Zahnmedizin kommt das Metall im Bereich der Dentallegierungen zum Einsatz sowie bei medizinischen Instrumenten. Bei Schmuck steht Palladium weit hinter seinem großen Bruder Platin zurück, die Nutzung ist eher selten.

Aufgrund der anwachsenden Nachfrage nach Palladium aus der Industrie und des ansteigenden Defizits sehen Analysten im Jahresverlauf einen weiter steigenden Palladiumpreis.

Palladiumpreis Chart - Palladium-Spotkurs

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Welchen Anteil haben Anlageprodukte aus Palladium?

Im Bereich der Investmentprodukte spielt Palladium eher eine untergeordnete Rolle. Nur etwa 1,8 Tonnen der jährlichen Gesamtnachfrage (rund 280 Tonnen) entfallen auf Anlageware. Die ersten Gedenkmünzen erschienen 1966 in Westafrika. Zwischen 1988 und 1995 prägte Russland verschiedene Gedenk- und Anlagenmünzen – unter anderem die bis heute beliebte »Ballerina«, die manchmal noch angeboten wird. Für Investoren empfehlen sich zudem neuere Produkte wie American Eagle (seit 2017), Maple Leaf (ab 2005), Cook Island (seit 2008) oder Emu (ab 1995). Darüber hinaus sind auf dem Markt ebenfalls Palladiumbarren in verschiedenen Gewichtsklassen erhältlich.

1 Unze American Eagle

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1 Unze Cook Islands

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Wie stehen Silber und Platin da?

Im Vergleich zu anderen Edelmetallen konnte insbesondere Silber das Jahr 2020 mit einem deutlichen Plus von 35 Prozent abschließen. Durch die aktuell verstärkte Nachfrage aus China nach Industriemetallen dürfte sich der Silberpreis weiter auf einem hohen Level halten. Die derzeitige Gold-Silber-Ratio liegt durch den schwachen Goldkurs derzeit bei 66. Der Wert gibt die Menge an Silberunzen im Vergleich zu einer Goldunze (31,103 Gramm) an.

Die Engpässe aus der russischen Produktion wirken sich nur im geringen Maße auf Platin aus. Zwar hat Nornickel seine Fördermengen für 2021 um etwa vier Tonnen oder 130.000 Unzen nach unten korrigieren müssen, doch weist der Platinmarkt weiterhin einen signifikanten Überschuss auf. Gleichzeitig ist die Nachfrage aus der Industrie groß, sodass Experten den Platinpreis 2021 stabil auf Werten rund um 1.000 Euro für eine Feinunze sehen.

Fazit: Palladium bleibt auf hohem Niveau!

Insbesondere China treibt die Nachfrage nach Palladium weiter an. Dem gegenüber steht bereits ohne die Störfälle beim weltweit größten Produzenten Nornickel ein Marktdefizit von etwa einer Million Unzen oder mehr als 31 Tonnen Palladium. Experten sind sich einig, dass dies den Palladiumpreis weiter auf einem hohen Rang halten wird – sehr zur Freude von Anlegern, die beizeiten in das Edelmetall investiert haben.