Lieber in Immobilien oder in Edelmetalle investieren?
Lange Zeit galten Immobilien als solide Geldanlage. Doch seit die EZB den Leitzins angehoben hat, wird Betongold zunehmend unattraktiv. Denn Kredite und Baudarlehn sind deutlich teurer geworden, für viele sogar unerschwinglich. Immer öfter platzt der Traum vom Eigenheim. Häuser und Wohnungen lassen sich somit längst nicht mehr so einfach verkaufen, wie noch in den zinsgünstigen Zeiten der Vergangenheit. Damit rücken andere Kapitalanlageprodukte wie zum Beispiel Edelmetalle wieder mehr in den allgemeinen Fokus. Im direkten Vergleich Betongold versus physisches Gold ergeben sich individuelle Vor- und Nachteile der beiden Sachwerte.
Steigende Inflationszahlen auf der ganzen Welt haben die Notenbanken dazu veranlasst, die Leitzinsen in mehreren Schritten anzuheben. So auch die Europäische Zentralbank (EZB), die direkten Einfluss auf den Finanzmarkt in Deutschland hat. Seit Juli 2022 wurde der Leitzins im Euroraum auf inzwischen 4,25 Prozent angehoben (Stand Juni 2024). Diese Straffung der Geldpolitik soll das Wirtschaftswachstum und damit die Inflation hemmen. In der Folge steigt zwar die Sparrate bei Guthaben, doch werden Kredite im gleichen Maß teurer und es wird weniger investiert.
Als Hauptauslöser für die Kerninflation gilt der Angriffskrieg, den Russland gegen die Ukraine führt, sowie die daraus resultierenden Sanktionen der westlichen Welt gegen den Aggressor. In der Folge stiegen die Preise für Energie und Lebensmittel rasant an. Inzwischen ist die Teurerungsrate zwar wieder gesunken, liegt jedoch immer noch auf einem hohen Niveau. Das hat letztendlich auch das Anlageverhalten verändert.
Gold und Silber profitieren von steigenden Inflationsraten
Geopolitische Zwischenfälle wie der Ukraine-Krieg haben in der Vergangenheit immer wieder die Edelmetallkurse befeuert. So stieg durch anwachsenden Inflationszahlen und die Anpassung des Leitzinses insbesondere der Goldpreis im Jahresverlauf 2024 teilweise bis auf über 2.250 Euro für eine Feinunze, also 31,103 Gramm. Auch der Silberpreis konnte von der erhöhten Nachfrage durch die Anleger profitieren. Beide Edelmetalle werden seither auf einem gehobenen Niveau gehandelt. Das zeigt wieder einmal, dass die Investition in Gold oder Silber als guter Schutz vor einer allgemein hohen Inflation gesehen wird.
Die Vorteile von Immobilien
In den vergangenen Jahren erlebte der Immobilienmarkt einen regelrechten Boom. Ganz gleich, ob es sich um den Erwerb, die Baukosten oder die Mieten handelte, der Trend wies klar nach oben. Wer Immobilien besaß, hatte in die Zukunft investiert. Daraus resultierte schließlich der Begriff »Betongold«. Durch die lang anhaltende Nullzinspolitik der EZB waren Immobilieninvestments erschwinglich und Baudarlehen geradezu billig. Die Zinswende sorgte schließlich dafür, dass die Boomphase der Immobilienbranche bis auf Weiteres gebrochen ist.
Doch abseits des Wiederverkaufswerts bietet der Immobilienbesitz noch viele andere Vorteile. Wer in ein Eigenheim investiert hat und dies selbst bewohnt, hat die Aufwärtsspirale aus jahrelangen Mietzahlungen, einer permanenten Erhöhung der Mietpreise und steigenden Energiepreisen umgangen. Die Immobilienfinanzierung wird Monat für Monat abgetragen, die vier Wände gehen mehr und mehr in den eigenen Besitz über. Das Vermögen wird für den Ruhestand gesichert. Wohnen zur Miete schafft dagegen kein Eigentum und stellt keine Altersvorsorge dar.
Auch als Anlagemöglichkeit bieten sich Immobilien trotz der Zinswende weiterhin an. Bei einer guten Bewirtschaftung werfen sie regelmäßige Mieteinnahmen ab, welche den Investor in die Gewinnzone bringen können. Wobei die Renditechancen abhängig sind von Lage sowie Ausstattung und Zustand der Immobilie. Viele Aufwendungen können von der Steuer abgesetzt werden. Jedoch müssen von den Einnahmen auch Einkommensteuern und Grundsteuern entrichtet werden. Wem all dies zu komplex ist, kann alternativ in Immobilienfonds investieren.
Die Vorteile von Gold & Co.
Anders als Immobilien generiert eine Investition in physische Edelmetalle keine regelmäßigen Einnahmen – es sei denn, man würde sein Gold bei jedem Preissprung gleich verkaufen. Davon ist jedoch aus steuerlichen Gründen abzuraten. Denn erst nach einer Haltedauer von zwölf Monaten bleiben Gewinne aus dem Edelmetallverkauf steuerfrei. Wer also zum richtigen Zeitpunkt verkauft, kann sich über eine gute Rendite freuen. Dazu ist allerdings eine genaue Marktbeobachtung wichtig. Zum Beispiel mit unserem ständig aktualisierten Goldpreis-Chart:
Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs
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Darüber hinaus braucht die wertdichte Sachanlage eine adäquate Lagerstätte. Hierzu bieten sich Heimsafes, Bankschließfächer oder Tresore an, die von privaten Betreibern angeboten werden.
Mit ein wenig Fachwissen ist die Investition in Goldbarren oder Goldmünzen verglichen mit dem Immobilienkauf einfach. Das liegt in erster Linie daran, dass es für Gold- und Silberprodukte eine transparente Preisgestaltung gibt. Die Kurse für eine Feinunze werden täglich an den internationalen Börsen ausgehandelt und veröffentlicht. Sie bilden die Basis für die An- und Verkaufspreise von Edelmetallen. Neben Goldanlagen bieten sich dazu ebenfalls Silberbarren oder Silbermünzen an.
Das richtige Investmentprodukt finden
Für wen nun welche Geldanlage geeignet ist, ist vielfach von der individuellen Lebens- und Vermögenssituation abhängig. Darüber entscheidet nicht selten der persönliche Anspruch. Denn eine Immobilie zu kaufen und gewinnbringend zu vermieten, erfordert nicht nur viel Know-how, sondern auch Zeitaufwand – es sei denn, Sie geben die Abwicklung in fachkundige Hände. Doch Investmentberatungen und Hausverwaltungen verlangen eine angemessene Entlohnung für ihre Dienstleistung.
In die Sachkunde eines physischen Edelmetallinvestments kann sich hingegen nahezu jeder mit ein wenig Eigeninitiative und dem einen oder anderen Rat von Fachleuten einarbeiten. Diese Art der Geldanlage hat zudem den Vorteil, dass man jederzeit auch kleinteilig investieren kann, wann immer etwas Kapital übrig ist oder Gold- und Silberpreis gerade niedrig stehen.
Übrigens: Wer schnell Geld braucht, ist mit einer Immobilie schlecht beraten. Haus- oder Wohnungsverkauf können schon mal einige Monate oder auch Jahre benötigen. Gold und Silber können hingegen im Notfall innerhalb weniger Minuten im Edelmetallfachhandel verkauft werden.
Fazit: Nicht unbedingt eine Frage von entweder/oder
Anleger müssen sich nicht unbedingt entscheiden, ob sie entweder in Immobilien oder in Edelmetalle investieren. Ohnehin zeigen prominente Investmentgrößen wie Warren Buffett, dass eine Diversifizierung verschiedener Anlagenklassen ganz entscheidend zum Gesamterfolg des Portfolios beitragen kann. Zur Risikominimierung empfehlen Experten daher, etwa 5 bis 15 Prozent des liquiden Kapitals in Barren und Münzen zu investieren und Edelmetalle eher als langfristige Vermögenssicherung zu betrachten.