Goldaufwertung durch neue BRICS-Währung?

Durch viele Zinsanhebungen der FED und der EZB hat der Goldpreis zuletzt an Wert eingebüßt. Doch Zentralbanken kaufen weiter Gold ein und die BRICS-Staaten planen eine eigene goldgedeckte Weltwährung. Ist ein neuer globaler Goldstandard möglich?
Goldaufwertung durch neue BRICS-Währung?

Hartnäckig halten sich die Gerüchte, wonach die sogenannten BRICS-Staaten eine neue Weltwährung als Konkurrenz und Alternative zum US-Dollar herausbringen wollen. Dabei handelt es sich um das 2009 gegründete Bündnis der aufstrebenden Volkswirtschaften Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, die ein Gegengewicht zu den traditionellen Industrienationen bilden wollen. Dem Bekunden nach soll die neue Währung durch Gold gesichert werden, was den Goldpreis erheblich aufwerten würde. Medienberichten zufolge soll das Vorhaben beim BRICS-Gipfel am 22. August in Johannesburg/Südafrika verkündet werden. Jedoch glauben Experten weder an eine schnelle Realisierung der Pläne noch, dass alle beteiligten Länder diese unterstützen werden.

Mit Schaffung der BRICS-Bank in Shanghai 2015, nach dem Vorbild der Weltbank in Washington, besteht bereits eine Grundlage für eine zweite Weltwährung. Hinzu kommt der Fakt, dass viele Landeszentralbanken verstärkt Edelmetalle hinzugekauft haben und die Notenbanken auch weiter in Gold investieren wollen – darunter ebenfalls die ehemaligen Schwellenländer der BRICS-Staaten. Nach Ansicht von Finanzexperten wäre die Einführung einer eigenen goldgedeckten Weltwährung nachvollziehbar, um mehr Unabhängigkeit zu erreichen.

Die BRICS-Vereinigung und die Vormachtstellung der USA

Das Bündnis ist unzufrieden mit der aktuellen Weltordnung und will gegen die Vormachtstellung der USA vorgehen. Ziel der Vereinigung ist es, den Einfluss der Vereinigten Staaten im globalen Handel zu reduzieren und eine internationale Konkurrenz zu etablieren. Zwar besteht die BRICS-Organisation derzeit nur aus den bereits genannten fünf Nationen, jedoch hätten weitere 41 Staaten wie Argentinien, Ägypten, der Iran oder Saudi-Arabien und Venezuela bekundet, dass sie dem Abkommen beitreten möchten.

Doch auch ohne einen Zuwachs repräsentiert der Fünf-Staaten-Bund – dank China und Indien – bereits jetzt mehr als 42 Prozent der Weltbevölkerung und spiegelt rund 23 Anteile der weltweiten Wirtschaftsleistung. Doch politisch in Erscheinung getreten ist das Bündnis abgesehen von Finanzgeschäften bislang noch nicht. So hat die BRICS-Bank bis dato Kredite über mehr als 30 Milliarden US-Dollar an die Mitglieder für Infrastruktur-Projekte vergeben sowie Südafrika bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie unterstützt. Basis der Einlagen waren 2016 etwa 100 Milliarden Dollar in Devisen, welche die Gründungsnationen eingezahlt hatten.

Mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs fror die BRICS-Bank jedoch alle Projekte Russlands aus Sorge vor westlichen Sanktionen ein. Und noch ein weiteres Dilemma ergibt sich aktuell: Gastgeberland Südafrika hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin ebenfalls zum Gipfel nach Johannesburg eingeladen. Doch dieser nimmt nur per Video-Schalte teil, da ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gegen ihn vorliegt. Als Mitglied wäre Südafrika verpflichtet, Putin bei Einreise sofort festzunehmen und auszuliefern.

Kommt ein neuer Goldstandard?

Das Vorhaben, eine neue globale Handelswährung mit Golddeckung einzuführen erinnert unweigerlich an den Goldstandard: Bis in die 1970er-Jahre war Gold in den USA und vielen anderen Ländern gleichbedeutend mit den Währungen, da das gesamte Geld der Staaten durch den Gegenwert in Gold gesichert war. Das hatte zur Folge, dass der Goldpreis von den Nationen festgelegt wurde. Damit waren Geld und Gold gleichwertig, ihr Wert standardisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bretton-Woods-Goldstandard eingeführt, der neue Wechselkurse im Verhältnis zum US-Dollar einleitete. Erst 1971 wurde die Goldpreisbindung in den USA endgültig abgeschafft. Die Landeswährungen sind seither nicht länger durch Gold besichert und werden über die Wechselkurse am Devisenmarkt auf Basis des Warenhandels bestimmt.

Wenn nun die BRICS-Währung mit Gold gleichgesetzt wäre, würde das bedeuten, dass der Umtausch des neuen Geldes jederzeit in Goldbarren und zumindest auch theoretisch in Goldmünzen möglich ist. Dadurch würde eine einzigartige Vertrauensbasis entstehen. Denn Gold gilt überall in der Welt als harte Währung. Nach Ansicht von Finanzexperten ist eine Rückkehr zu einem globalen Goldstandard jedoch ausgeschlossen. Denn die meisten Länder sind hoch verschuldet und goldgedeckte Währungen lassen keine Staatsverschuldung zu.

Goldpreis zuletzt mit Verlusten

Im März 2023 stieg der Goldpreis noch auf eine neue Bestmarke von 1.884 Euro an. Viele Wochen konnte er sich auf einem hohen Niveau von 1.800 Euro für eine Feinunze Gold (31,103 Gramm) halten, bevor der Kurs ab Juni wieder bis auf 1.739 Euro nachgab. Derzeit hat Gold mit den steigenden Leitzinsen der Landeszentralbanken zu kämpfen. Innerhalb der letzten zwölf Monate hob die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen in mehreren Schritten auf inzwischen 4,25 Prozent an, um die hohe Inflation im Euroraum weiter zu drücken. Damit folgte sie dem Beispiel der US-Notenbank FED, dessen Zins zwischenzeitlich bei 5,25 bis 5,5 Prozent liegt. Analysten rechnen jedoch damit, dass mit dieser Anpassung der Zinsgipfel in den USA erreicht sein wird, während die EZB nochmals nachlegen dürfte. Dennoch ist der allgemeine Inflationstrend rückläufig.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Durch den steigenden Leitzins werden Kredite zunehmend unattraktiv, da zu teuer. Bei gleichzeitig hohen Aktienmärken verliert Gold im gleichen Zug etwas an Aufmerksamkeit. Hinzu kommt, dass die geopolitische Lage durch den Ukraine-Krieg weniger stark eskaliert als befürchtet. Zwar unterstützten die NATO-Staaten die Ukraine im Kampf gegen das kriegsführende Russland, doch gibt es derzeit keine Anzeichen für eine weitere Verschärfung. Gold wird insbesondere in Krisenzeiten verstärkt nachgefragt.

Fazit: Die BRICS-Währung kommt vielleicht, das Gold ist schon da

Das anhaltend große Goldinteresse der nichtwestlichen Notenbanken dürfte den Edelmetallkurs jedoch wieder stabilisieren. Und allein die Diskussion über eine neue goldgedeckte Gemeinschaftswährung der BRICS-Allianz und die damit verbundene Entmachtung des Dollar könnte ausreichen, Gold weiter zu befeuern. Wobei Devisenexperten davon ausgehen, dass der Traum von einer neuen modernen Weltwährung eher ein langfristiges Ziel darstellt – sollte es überhaupt zu realisieren sein. Zur Realität gehört aber bereits jetzt die Überzeugung vieler Anleger, dass Gold in einem Umfang von bis zu 15 Prozent Bestandteil des Portfolios sein sollte. Denn schließlich kann das wertdichte Edelmetall im Bedarfsfall jederzeit rund um den Globus zu Bargeld gemacht werden.