Gold-Performance in der Halbjahresbilanz 2024

In den ersten sechs Monaten jagte ein Allzeithoch das andere. Der Goldpreis legte eine beispiellose Entwicklung hin. Nun hat der World Gold Council das erste Halbjahr analysiert und wagt eine Zukunftsprognose. Wodurch könnte Gold ausgebremst werden?
Gold-Performance in der Halbjahresbilanz 2024

Das aktuelle Jahr 2024 verlief für Gold bislang äußerst positiv. Seit Jahresbeginn nahm der Preis für eine Feinunze kontinuierlich auf inzwischen 12 Prozent zu. Mit dieser Leistung hat das Edelmetall viele andere Anlageklassen in den Schatten gestellt. In US-Dollar und Euro notierte Gold in den ersten sechs Monaten ein neues Allzeithoch nach dem anderen. Nun zog der World Gold Council Halbjahresbilanz und wagt einen Ausblick in die Zukunft und die weitere Entwicklung des Goldkurses. Insbesondere aus Anlegersicht lautet die spannende Frage, ob die Dynamik von Gold anhält oder ob es Rückschritte geben wird.

Bislang konnte Gold von den unvermindert starken Käufen der Zentralbanken, asiatischen Investmentströmen und einer stabilen Verbrauchernachfrage profitieren. Auch die stetigen geopolitischen Unsicherheiten trieben den Kurs in die Höhe. Laut World Gold Council (WGC) zeige die Weltwirtschaft eher schwankende Wachstumszeichen mit viel Hoffnung auf Zinssenkungen. Zwar sei die Inflation auf dem Rückzug, doch in vielen Ländern immer noch unangenehm und belastend hoch. Die Analyse des Weltgoldrats deutet darauf hin, dass die aktuelle Goldpreis-Situation die Erwartungen für die zweite Jahreshälfte widerspiegelt.

Als möglichen Katalysator für eine Veränderung sieht der WGC die stetig sinkenden Zinsen in den führenden Märkten. Darüber hinaus könnten die Investitionen westlicher Staaten weiter zunehmen. Zudem sei es wahrscheinlich, dass anhaltende geopolitische Spannungen und ein eher träger Aktienmarkt die Anleger dazu bewegt, ihr Kapital weiterhin gegen eskalierende Risiken mit Gold abzusichern. Doch der Markt ist fragil. Eine rückläufige Nachfrage von Seiten der Notenbanken oder eine großflächige Gewinnmitnahme asiatischer Anleger könnte die positive Weiterentwicklung des Goldpreises stoppen oder sogar umkehren.

Gold zählt zu den führenden Vermögenswerten 2024

Verglichen mit anderen Anlageklassen steht das goldgelbe Edelmetall ganz weit oben im internationalen Ranking. Nach US-Aktien mit 15,64 Prozent liegt es mit 12,74 Zählern an zweiter Position vor den Aktien der Schwellenländer (EM stocks), dem Entwickelten Markt (DM stocks ohne USA) und den Handelswaren (Commodities).

Auch im Vergleich der wichtigsten Landeswährungen konnte Gold im ersten Halbjahr zweistellige (theoretische) Renditen erzielen. So erreichte die Feinunze Endkurse von 2.176 Euro bei einem Durchschnittspreis von 2.038 Euro. Für den Euroraum ergab sich dabei eine Rendite von 15,9 Prozent. Den höchsten Zuwachs verzeichnet der Goldpreis in japanische Yen (JPY) mit 27,8 Punkten.

Die Abweichungen der Goldpreise kommen durch die unterschiedlichen Wechselkurse der Länder zustande. Denn der Preis für eine Feinunze Gold (31,103 Gramm) wird zunächst in US-Dollar notiert. Zu tagesaktuellen Kursen werden anschließend die verschiedenen Landeswährungen ermittelt. Überwiegend dient zu Berechnung die Feinunze. Einige Staaten wie China (RMB), Indien (INR) oder Japan (JPY) verwenden dagegen das metrische Gewichtssystem.

Welchen Einfluss haben die Leitzinsen der Länder auf den Goldpreis?

Laut WGC befinden sich Weltwirtschaft und Finanzmärkte derzeit in einer Übergangsphase. So hätten sich die Anleiherenditen allgemein seitwärts bewegt, da insbesondere die westlichen Zentralbanken unverändert an ihrer Zinspolitik festhalten. Doch die überwiegend niedrige Inflation und die rückläufige Quote an den Arbeitsmärkten üben bereits Druck auf die Entscheidungsträger aus. So hat die Europäische Zentralbank (EZB) diesem Drängen bereits nachgegeben und früher als erwartet den Leitzins gesenkt – im Gegensatz zur US-Notenbank (Fed) oder der Bank of England (BoE), mit unveränderten Zinswerten. Asien, allen voran China und Indien, gehen wie gewohnt andere Wege, um das Wachstum in den Ländern voranzutreiben.

Die Analyse des WGC deutet darauf hin, dass der heutige Goldpreis die Erwartungen der zweiten Jahreshälfte in Bezug auf Inflation, Wirtschaftswachstum und Zinsen mehr oder weniger authentisch widerspiegelt. Dies würde bedeuten, dass der Spotkurs in den nächsten Monaten auf dem aktuellen sehr hohen Niveau verbleibt. Angesichts der großen Zuwächse im ersten Halbjahr wäre eine Seitwärtsbewegung von Gold jedoch zu verschmerzen.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Wie stark wirken sich geopolitische Ereignisse auf den Wert von Gold aus?

Ein weiterer Betrachtungspunkt innerhalb der Bilanz des World Gold Councils betrifft die geopolitischen Auseinandersetzungen, die insbesondere unter Privatanlegern immer wieder für eine große Verunsicherung sorgen. So haben die Risiken durch bewaffnete Konflikte, eine zunehmende politischen Polarisierung und eine stagnierende Globalisierung eine hohe wirtschaftliche Instabilität ausgelöst. Diese wirkt sich direkt und positiv auf den Goldpreis aus, da Goldbarren und Goldmünzen insbesondere in Krisenzeiten überall auf der Welt verstärkt nachgefragt werden.

Bleibt die hohe Goldnachfrage von Zentralbanken und Asiatischen Investoren?

Die Nachfrage der Landeszentralbanken war in den vergangenen Jahren ein wichtiger Treiber der Goldpreisentwicklung. Der WGC schätzt, dass sie 2023 mindestens 10 Prozent und in diesem Jahr etwa 5 Prozent der Entwicklung ausmachen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die People’s Bank of China (PBoC) die in den letzten Monaten deutlich weniger Goldkäufe gemeldet hatte. So blieben die Goldbestände im Mai 2024 erstmals unverändert im Vergleich zum Vormonat. Im etwa gleichen Maß wie die Einkäufe hätten sich jedoch auch die Verkäufe verlangsamt. Dies stellt für den WGC ein Indiz dar, dass die Nachfrage der Zentralbanken mindestens bis zum Jahresende über dem Trend bleiben wird.

Weiterhin hätten asiatische Investoren maßgeblich zur Performance des Goldpreises beigetragen. Dies würde sich in der Nachfrage nach Münzen, Barren, Gold-ETFs und im außerbörslichen Handel zeigen. Insbesondere indische und chinesische Gold-ETFs verzeichneten im ersten Halbjahr 2024 ein deutliches Wachstum.

Auch Endverbraucher und Anleger bestimmten den Goldpreis

Die Goldnachfrage aus der Schmuckindustrie und der Technologie machen zusammen mehr als 40 Prozent des jährlichen Bedarfs aus. Dies betrifft direkt die privaten Goldkonsumenten, die je nach Goldpreis und verfügbarem Einkommen in Schmuck, Uhren und hochwertige Elektronik investierten. Ebenso ist die weltweite Nachfrage nach Bulliongold gestiegen. Auch hier geben laut WGC derzeit asiatische Anleger den Ton an.

Fazit: Der WGC geht von einer positiven Entwicklung im zweiten Halbjahr 2024 aus

Sollten die derzeitigen Markterwartungen zutreffen, dann könnte Gold schlimmstenfalls in der aktuellen Spanne verharren. Die Analysten des World Gold Councils gehen jedoch davon aus, dass der Goldpreis weiterhin durch westliche Kapitalströme angetrieben wird. Die große Unbekannte sind dagegen die Zentralbanken. Sollte die Nachfrage drastisch sinken und die Zinsen noch länger hoch bleiben, könnte Gold in der zweiten Jahreshälfte einen Rückgang erleben. Hier blickt die Welt gespannt auf die Zinsentwicklung in den USA.