Der Silberschatz von Rügen mit historischen Silbermünzen
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Mit einem spektakulären Silberfund aus dem 11. Jahrhundert beschäftigen sich derzeit die Archäologen in Mecklenburg-Vorpommern. Der Schatz war im Herbst auf der Ostseeinsel Rügen bei Lancken-Granitz gefunden worden. Er umfasst etwa 6.000 historische Silbermünzen, die in einem Tongefäß in der Erde vergraben waren. Knapp sieben Kilogramm beträgt das gesamte Silbergewicht. Dabei handelt es sich um den größten je gefundenen Silberschatz des Bundeslandes. Aktuell werden die Fundstücke wissenschaftlich untersucht und katalogisiert. Anschließend sollen sie im Archäologischen Landesmuseum von Mecklenburg-Vorpommern (MV) in Schwerin ausgestellt werden.
Das Tongefäß mit den Silbermünzen war zerbrochen und wurde vermutlich beim Pflügen beschädigt. Dadurch hatten sich die einzelnen Münzen über ein großes Gebiet verteilt, wie Christian Moeller, Pressereferent des Kulturministeriums in MV mitteilte. Weiterhin vermutete der Experte, dass sie bereits vor Jahrzehnten beim Ausbaggern eines Grabens gehoben und unbemerkt auf einem Acker abgeladen wurden.
Ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger bargen den Schatz
Nachdem einzelne Silbermünzen gefunden wurden, begann die eigentliche Arbeit der 250 ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger. Auf der Suche nach weiteren Artefakten durchsuchten die gut ausgebildete Gruppe der Arbeitsgemeinschaft »De Ackerlöper« (die Ackerläufer) das gesamte Gelände. Dabei ging es den Helfern in erster Linie um die Sicherstellung und Bewahrung von historischen Kulturgütern. Durch den Kontakt mit Erde und Luft kann der Zustand von archäologischen Funden häufig beeinträchtigt sein, daher sei ein fachgerechter Umgang sehr wichtig. Das Gleiche galt für den Transport, die Reinigung und die Lagerung der Münzen.
Am 22. November wurden die Silbermünzen zusammen mit anderen Fundstücken aus der Region erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Dazu waren sie im Depot in Schwerin ausgestellt. Eine erste Sichtung ergab eine unterschiedliche Herkunft der Münzen. So stammten sie ursprünglich zum Teil aus dem westlichen Deutschland sowie aus der Region Meißen-Oberlausitz. Weiterhin umfasste der Silberschatz Münzen aus England, Böhmen, Ungarn und Dänemark. Davon lassen sich länderübergreifende Handelsbeziehungen ableiten, die demnach bereits im 11. Jahrhundert bestanden.
Weitere Funde mit Bronze-Schwertern
Präsentiert wurde außerdem ein Reliquienbehälter, der zuvor im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte gefunden wurde. Dieser enthielt verschiedene Schmuckstücke aus Gold und Perlen sowie etwa 1.700 Münzen. In der Gegend um Mirow entdeckten Archäologen zudem sieben kostbar verzierte Bronze-Schwerter, die aus der Zeit um 1000 v. Chr. stammen sollen. “Möglicherweise wurden sie in einem Moor als Gabe an die Götter versenkt worden”, erklärte Landesarchäologe Detlef Jantzen, Dezernatsleiter Archäologie in Schwerin.
Rügen ist immer wieder Schauplatz sensationeller Funde. So fand ein Schüler im April 2018 mit seinem Metalldetektor Silbermünzen in einem Acker bei Schaprode. Sie konnten später dem Dänenkönig Harald Blauzahn zugeordnet werden und stammten damit aus dem 10. Jahrhundert. Da der Silberschatz ebenfalls englische und orientalische Münzen enthielt, gingen Wissenschaftler von einem weitreichenden Handelsaustausch des mittelalterlichen Königs aus.
In der Neuzeit ist der Name des legendären Wikingerkönigs Blauzahn ein häufig genutzter Begriff. Nach dem als großen Kommunikator bekannten Helden wurde die Bluetooth-Technologie benannt, die als Übertragungsstandard von Smartphones und anderen mobilen Geräte im Nahbereich gilt.
Darf man archäologische Funde behalten?
Wer bei seiner Schatzsuche auf archäologische Funde stößt, darf diese nicht einfach behalten und zu seinem Eigentum machen oder verkaufen. Grundsätzlich gehören antike Funde in Deutschland dem Staat. Fast überall gilt das sogenannte »Schatzregal«, das Recht des Landes. Finder müssen die Artefakte unverzüglich dem Denkmalamt oder bei einem Museum melden oder dort abliefern. Anspruch auf Finderlohn besteht jedoch nicht. Eine Ausnahme bilden neuzeitliche Entdeckungen, etwa aus dem 16. Jahrhundert, für die es keine Meldepflicht mehr gibt. Zur Sicherheit sollten Schatzsucher ihre Funde jedoch für eine professionelle Bestimmung abgeben.
Die Schatzsuche ist in Deutschland mit Ausnahme von Bayern mit einer offiziellen Genehmigung der Denkmalfachbehörde im jeweiligen Bundesland verbunden. Es empfiehlt sich zudem, eine Erlaubnis vom Grundstückseigentümer einzuholen, bevor ein Feld oder Waldstück betreten wird. Doch auch mit einer offiziellen Grabungserlaubnis ist es untersagt, sogenannte Bodendenkmäler wie einstige Schlachtfelder oder Feldlager mit einem Metalldetektor abzusuchen. Das gleiche gilt für Friedhöfe und öffentlich genutzte Wiesen oder Parks.
Hingegen ist es erlaubt, Ackerflächen nach Silbermünzen oder anderen vergrabenen Schätzen abzusuchen, sofern diese nicht als Bodendenkmal eingetragen sind. Freigegeben sind außerdem öffentliche Seen und Strände, die Umgebung von Burgen und Ruinen, alte Brunnen und Gräben, das Umfeld rund um alte Mühlen, Brücken oder Kirchen.
Historische Silbermünzen kaufen
Wer sich nicht selbst auf die Suche machen möchte, kann historische Silbermünzen auch klassisch im Edelmetallfachhandel erwerben. Diese sind dann zwar keine Tausende Jahre alt, stammen aber vielfach aus dem letzten oder vorletzten Jahrhundert. Dabei handelt es sich nicht etwa um Nachprägungen, sondern um Silbermünzen, die tatsächlich in Umlauf waren. Daher kann ihr Erhaltungsgrad sehr unterschiedlich sein. Die Klassiker eignen sich insbesondere für Numismatiker, aber auch für Investoren, die Wert auf besondere Stücke legen. Eine Auswahl an historischen Silbermünzen finden Sie im folgenden Überblick:
Fazit: Kulturgüter als wichtige Hinterlassenschaften
Einen Silberschatz wie den auf Rügen gefundenen mit tausenden Jahrhunderte alten Silbermünzen würde wohl jeder Kenner gern sein Eigen nennen. Doch dabei handelt es sich überwiegend um wichtige Kulturgüter, die dem Staat und damit allen Bürgern in Deutschland gehören. Am Beispiel des archäologischen Landesmuseums in Schwerin werden diese Artefakte europäischer Geschichte ausgestellt und damit einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Wichtig ist zudem die sachgerechte Pflege und Erhaltung dieser materiellen Zeitzeugen. Sie dienen ebenfalls dazu, uns wichtige Fragen über unsere Vergangenheit zu beantworten.