Der deutsche Onlinehandel mit Edelmetallen boomt

Seit der Corona-Pandemie kaufen Anleger Münzen und Barren aus Gold und Silber verstärkt über das Internet. Das Onlineshopping von Edelmetallen ist bei den Deutschen beliebt, wie eine aktuelle Studie zeigt. E-Commerce hat an Bedeutung gewonnen.
Der deutsche Onlinehandel mit Edelmetallen boomt

Der World Gold Council gab in seinem Report für das zweite Quartal 2023 bekannt, dass in Deutschland 10,92 Tonnen Gold abgerufen wurden. Zugrunde gelegt wurde im Sommer ein Goldpreis von 1.815 Euro pro Feinunze, sodass sich ein Metallwert von 637,26 Millionen Euro zuzüglich Aufgelder für insgesamt 350.086 Unzen ergab. Im ersten Quartal 2023 lag der Bedarf an Münzen und Barren noch bei 13 Tonnen. Zum Vergleich, im ersten Halbjahr 2022 wurde mit 96,40 Tonnen mehr als dreimal so viel Gold nachgefragt wie 2023. Dafür zeichneten der Ausbruch des Ukraine-Kriegs sowie die sich anschließende Energiekrise und die Inflation verantwortlich. Als Hauptauslöser für den diesjährigen Einbruch wertet die Organisation der Goldbergbauindustrie nun die Rückkehr zu positiven Realzinsen. Auch der Anstieg des Goldpreises in Euro führte zu Gewinnmitnahmen, sodass die Nachfrage aktuell geringer ausfiel.

Dabei haben sich die Einkaufsgewohnheiten der Deutschen verändert. Während der Lockdowns in der Corona-Pandemie waren viele Einzelhändler von temporären Geschäftsschließungen betroffen. Der Edelmetallhandel war davon nicht ausgenommen. Zu dieser Zeit erlebten die Onlineshops einen wahren Boom, Güter jeder Art wurden im Internet bestellt. Die Lieferdienste hatten Hochkonjunktur. Inzwischen haben wir die Pandemie weitgehend hinter uns gelassen, Normalität ist wieder eingekehrt und mit ihr die geöffneten Läden. Doch das bedeutet nicht, dass der Onlinehandel wieder zum alten Niveau zurückgekehrt ist, vielmehr ist seine Bedeutung über alle Branchen angestiegen. Auch Edelmetalle werden weiterhin im Internet gekauft, denn der Onlinekauf bietet Kunden und Vertrieben viele Vorteile.

Viele Edelmetallhändler zählen zu den größten Onlineshops in Deutschland

Dies verdeutlicht die aktuelle Studie »E-Commerce Markt Deutschland 2023« von EHI Retail Institute und eCommerceDB. Dabei wurden die Tausend umsatzstärksten B2C-Onlineshops (Business to Consumer oder Unternehmen an Verbraucher) in Deutschland nach ihren Umsatzzahlen im Geschäftsjahr 2022 in einem Ranking erfasst. Unter den Top 100 finden sich ebenfalls zahlreiche Onlineshops aus dem Edelmetallbereich mit Umsätzen zwischen 333 und 430 Millionen Euro Netto-E-Commerce-Einnahmen. In der Liste sind jedoch nur diejenigen Händler aufgeführt, die ihre Online-Umsätze getrennt von stationären Verkäufen bekannt gegeben hatten. Berücksichtigt wurden daher tatsächlich nur Umsätze, die über Internetverkäufe generiert wurden.

Ermittelt wurde das Ranking über eine Unternehmensbefragung durch das EHI sowie mithilfe von Daten, die Unternehmen durch Geschäftsberichte, Pressemitteilungen oder über ihre Webseite veröffentlicht hatten. Zudem beruhen die Angaben auf einer Analyse und Hochrechnungen von eCommerceDB.

Die Bedeutung von Internet-Vertriebswegen

Bedingt durch die Corona-Pandemie haben viele Edelmetallfachhändler bereits ihre Verkaufsaktivitäten auf das Internet ausgeweitet. Doch längst sind noch nicht alle Unternehmen mit einem eigenen Onlineshop vertreten. Laut einer branchenübergreifenden Salesforce-Befragung aus 2022 zu den »KMU-Trends« bieten bislang erst 63 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) E-Commerce an. Nur 14 von Hundert planten, einen Online-Vertriebskanal innerhalb eines Jahres einzurichten. Knapp ein Viertel der 2.500 Befragten wollte den Internet-Verkauf zunächst noch nicht hinzufügen. Als Gründe hierfür wurden fehlendes Know-how oder Personal genannt, sowie die Problematik, die mit weitreichenden Maßnahmen zur Datensicherheit verbunden ist.

Doch der elektronische Handel sorgt nicht nur für einen zusätzlichen, auch überregionalen Warenabsatz sondern gibt den Fachhändlern ebenfalls die Möglichkeit, mit ihren Kunden zu interagieren. In den sozialen Medien, über E-Mail oder Webseitentools können sie über ihre Waren und Dienstleistungen informieren. Durch ein zusätzliches Online-Beratungsangebot lassen sich neue Kunden gewinnen und die Kundenbindung erweitern. Das gilt ganz besonders für den Verkauf von Münzen oder Barren aus Gold und Silber. Und durch moderne und intelligente Technologien lassen sich heutzutage Onlineshops ohne großes Fachwissen und mit vergleichsweise geringem Aufwand realisieren.

Die Kundschaft von heute ist anspruchsvoll. Die Ware muss bestell- und lieferbar sein und innerhalb weniger Tage an der Haustür angeliefert werden. Darüber hinaus erwarten Kunden eine zügige Bearbeitung von Anfragen, die heutzutage über viele unterschiedliche Kanäle eintreffen können. Dies kann auf Dauer nur die Digitalisierung leisten. Es fallen Kosten an, doch Unternehmen investieren in die eigene Zukunft.

Krisenmetall Gold und Silber

Die Nachfrage nach Gold und Silber steigt mit dem Krisengeschehen in der Welt. So sorgt aktuell die Eskalation im Nahen Osten erneut für einen Aufwärtstrend bei den Edelmetallen. Der islamistische Hamas-Angriff auf Israel treibt die Rohstoffpreise für Öl, Gas und Gold in die Höhe, weshalb Investoren verstärkt zu sicheren Anlagen wie Staatsanleihen oder Edelmetalle greifen. Auch der US-Dollar ist als Notfallwährung gefragt, weshalb dieser Kurs ebenfalls steigt. Der Nahe Osten gilt als eine der Regionen mit dem größten Ölvorkommen der Welt. Würde sich der Konflikt ausweiten, ist die Ölversorgung laut Experten in Gefahr. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Gaspreis in Europa, der bereits deutlich anstieg.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Bei den Edelmetallen ist erneut Gold sehr gefragt. So kauften laut State Street Advisor insbesondere die weltweiten Landeszentralbanken im ersten Halbjahr 2023 rund 387 Tonnen des gelben Metalls, nachdem sie 2022 bereits eine Rekordmenge von 1.083 Tonnen gekauft hatten. Ziel der Notenbanken sei es, ihre Reserven zu diversifizieren und sich mehr von der Abhängigkeit des US-Dollars zu lösen. Dem Beispiel der Großbanken folgen derzeit wieder viele Anleger, die den Edelmetall-Onlinefachhandel dazu nutzen, ihre Bestände zu erweitern.

Fazit: Die Gold- und Silbernachfrage auch zukünftig decken

Das EHI-Ranking und die Umsatzzahlen belegen den Stellenwert von Internetverkäufen in Deutschland. Edelmetallhändler sind also gut beraten, sich nicht nur auf ihre stationären Aktivitäten zu verlassen, sondern dem E-Commerce die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken, um auch zukünftig konkurrenzfähig zu bleiben. Denn Gold und Silber sind nicht nur in Krisenzeiten gefragte Anlageklassen.

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