Bundesbank bewertet CO2-Fußabdruck ihrer Goldreserven
Im Rahmen ihrer alljährlichen klimabezogenen Berichterstattung hat die Deutsche Bundesbank erstmals den CO2-Fußabdruck ihrer Goldreserven analysiert. Dabei handelt es sich jedoch eher um eine hypothetische Betrachtung, denn die Goldbestände der Landeszentralbank entstanden überwiegend in den Jahren von 1951 bis 1973. Angelegt wurden sie als Folge von Leistungsbilanzüberschüssen und Währungskrisen zu Zeiten des Bretton-Woods-Währungssystems. Somit wiesen die Edelmetallbestände Ende 2023 eine durchschnittliche Haltungsdauer von 61 Jahren auf. Entscheidend für die Klimabilanz des Goldes sind jedoch ihre Produktionsquellen. Tatsächlich lässt sich für einen Großteil der Barrenbestände nicht mehr bestimmen, wo und wie das enthaltene Gold ursprünglich abgebaut und geschmolzen wurde.
Erschwerend kommt laut Aussage des Klimaberichts hinzu, dass die Erkenntnisse der Treibhausgas-Emission (THG) aus historischen Goldproduktionen äußerst begrenzt sind. Um dennoch einen Größeneindruck des THG-Fußabdrucks zu gewinnen, betrachteten die Analysten der Bundesbank eine hypothetische Goldmenge. Diese würde dem heutigen Mix aus einer weltweiten Goldproduktion entsprechen. Als Vergleichswerte wurden THG-Bilanzen aus gegenwärtigen Goldproduktionen herangezogen, die auf Studienergebnissen und Finanzmarktberichten basieren. Die Ergebnisse daraus würden verdeutlichen, dass der Goldbergbau mit 74 Prozent den größten Teil der jährlichen Produktion und damit den CO2-intensivsten Bereich darstellt. Die Studien belegen außerdem, dass etwa 23 Prozentpunkte auf das deutlich emissionsärmere Altgold-Recycling entfallen würden. Die restlichen 3 Anteile betreffen die Aufbereitung von Elektronikschrott.
Die Goldbestände der Bundesbank und ihr CO2-Fußabdruck
Zum 31. Dezember 2023 betrugen die gesamten Goldbestände der Deutschen Bundesbank 3.353 Tonnen zu einem damaligen Marktwert von 201,3 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich ein THG-Fußabdruck von 52,8 bis 90,8 Millionen CO2e. Relativ zum Marktwert entspräche dies einem Carbon Footprint von 262 bis 451 Tonnen CO2e je Million Euro Goldanlagen. Wie kommen diese Spannen bei den Ergebnissen zustande?
Für ihren Bericht gaben die Analysten den THG-Fußabdruck als Intervall aus. Sie begründeten diesen Schritt damit, dass die verschiedenen Studienergebnisse hinsichtlich der Treibhausgas-Intensität (Scope 1 und 2) des Goldbergbaus voneinander abwichen. Der Intervall wurde dabei aus der niedrigsten und höchsten THG-Intensität gebildet, die angegeben war. Dadurch ergäbe sich zwar ein ungenaues Ergebnis, doch da die tatsächlichen Produktionsquellen der Goldbestände ohnehin nicht bekannt seien, könne auf exakte Werte verzichtet werden.
Weiterhin wiesen die Bundesbank-Analytiker darauf hin, dass die ermittelten Kennzahlen nicht mit denen aus Wertpapierinvestitionen vergleichbar seien. Diese würden fortlaufende, jährlich errechnete Emissionen darstellen, während die Kennziffern der Goldbestände auf einmaligen THG-Emissionen im Zusammenhang mit der Goldproduktion beruhen. Ein Vergleich wäre nur dann möglich, wenn der Carbon Footprint des Goldes auf die gesamte Nutzungsdauer bezogen würde. Ein auf diese Weise jährlich ermittelter Fußabdruck würde sich mit zunehmender Haltedauer immer weiter reduzieren und nach 61 Jahren nur noch 4 bis 7 Tonnen CO2e pro Million Euro Investment betragen. Nach dieser Berechnung ergeben sich bei den Goldbeständen der Bundesbank sogar effizientere THG-Werte als bei klassischen Wertpapieremissionen.
Wie nachhaltig ist Gold als Anlageklasse?
Welchen Nachhaltigkeitswert Gold als Anlageprodukt besitzt, ist laut Klimabericht der Bundesbank abhängig von der angewandten Produktion. So sei der ökologische Fußabdruck von Goldanlagen vorwiegend einmalig auftretenden Klima- und Umweltauswirkungen bei der Herstellung unterworfen. Wie festgestellt, gilt der industrielle Goldbergbau als vergleichsweise THG-intensiv. Wobei sich der Wert potenziere, sobald große Mengen fossilen Treibstoffs und Stroms zum Abbau genutzt würden oder Rodungen im Spiel seien. Dagegen würde sich die Goldproduktion aus recyceltem Altgold und Elektroschrott als deutlich klimaverträglicher darstellen.
Vergleichsweise gering sei dagegen die Haltung von Goldbeständen und die damit verbundenen betriebsbedingten THG-Emissionen, wie etwa bei Lagerung und Überwachung anfallend. Bei der Nachhaltigkeitsbewertung von Gold sind weitere Kriterien wie Umweltauswirkungen durch den Goldabbau (Kontaminierung von Gewässern durch Chemikalien) oder soziale Auswirkungen relevant. So bestehen in manchen Regionen des Kleinbergbaus zum Teil prekäre und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen.
Private Goldanleger dürfen und sollten also bei der Wahl ihrer Goldprodukte wählerisch sein und zum Beispiel nur Edelmetalle von LBMA-zertifizierten Herstellern kaufen. Die London Bullion Market Association definiert die gültigen Standards für Goldanlagen. Nur Hersteller, die über Jahre hinweg die hohen Kriterien der Organisation erfüllen, erhalten das Zertifikat. Diese umfassen neben den Gewichts-, Größen- und Feingehaltsvorgaben auch Fördermethoden, Goldverarbeitung und Transparenz der Lieferketten sowie die Arbeitsbedingungen unter denen die Goldprodukte produziert werden.
Warum halten Notenbanken Goldbarren als Währungsreserven?
Das Beispiel der Deutschen Bundesbank ist kein Einzelfall. Goldbarren werden überall auf der Welt von den Zentralbanken als Währungsreserven eingesetzt, da sie als ausfallsicher gelten. In wirtschaftlich angespannten Zeiten weiten viele Notenbanken ihre Goldreserven immer wieder aus, um im Notfall darauf zurückgreifen zu können. Zugleich sollen die Goldbestände das Vertrauen der Bevölkerung in eine starke Zentralbank festigen. In den meisten Fällen stellen Goldanlagen sogar eine zentrale Anlagenklasse dar, welche den überwiegenden Teil der Kapitalreserven bildet.
Fazit: Eine hypothetische CO2-Bilanz ohne Greenwashing
Bei allem Bestreben der Deutschen Bundesbank kann die Analyse der Goldbestände keine “echte” CO2-Bilanz darstellen. Da es sich jedoch um eine hypothetische Berechnung handelt, wie die Analysten stets betonen, kann von Greenwashing oder einer nachträglichen Rechtfertigung für die Anschaffung der historischen Goldreserven keine Rede sein. Es ist durchaus legitim, wenn die Bundesbank im Rahmen ihres jährlichen Klimaberichts auch den Fußabdruck der Goldbestände als eines ihrer Geschäftsfelder unter die Lupe nimmt.